Französisches Kräuteromelette
Könnt ihr euch erinnern, damals an die Geschichte vom Salade Niçcoise, resp. daran, wie ich da als Teenie mit meinem Vater in Frankreich geurlaubt hatte? Also, die folgende Geschichte stammt auch aus diesem Urlaub. Wir haben ja nicht nur Schlösser besichtigt, sondern sind nach den ganzen Schlössern weiter nach Paris gefahren. Denn die Wilde Henne ist drum ursprünglich in Frankreichs Hauptstadt aus dem Ei geschlüpft und der Hennenvater wollte jetzt seine alten Arbeitskollegen im Hilton Hotel besuchen. Was für ein Hallo, als wir in der Pâtisserie des Hotels einmarschierten. Umarmung hier, Küsschen da, ich wurde von einem starken Kerl mit Armen wie Oberschenkeln auf einen Tresen gehievt, ein Tellerchen wurde mir in die Hand gedrückt und sofort mit Leckereien gefüllt, die ich versuchen sollte. Derweil ich am Schlemmen war, koordinierte mein Vater mit Monsieur Hochet den Termin für ein Abendessen.
Am selben Abend sollten wir gegen 20 Uhr in einem Vorort im Süden Paris bei M. und Mme Hochet erscheinen – und genügend Hunger mitbringen. Pas de problème… ich ass den ganzen Tag nichts mehr, damit ich abends genug Kohldampf für ein mehrgängiges Menü hatte.
Wir erschienen pünktlich, mit eingeladen war auch noch eine junge deutsche Confiseurin, die neu im Hilton war. Nach einem Apéro ging es zu Tisch. Mme Hochet, eine füllige Dame mit üppigem Décolleté, ondulierten Haaren, grossen, goldenen Fingerringen an jedem Finger und einem herzlichen Lachen, trug eine grosse Platte mit Melonenschnitzen und Rohschinken auf. Man ass, unterhielt sich über vergangene Zeiten, Madame brachte eine weitere Platte, jeder nahm sich nochmals – draussen war es heiss, da war Melone mit Schinken eine ideale Vorspeise. Die Platte leerte sich, Madame verschwand in der Küche und erschien… mit einer dritten Platte Melone und Schinken. Ich guckte meinen Vater fragend an und murmelte auf Schweizerdeutsch «Meinsch, das git nüt angerschs meh?» (Meinst Du, das gibt nichts anderes mehr?) Mein Vater war jetzt auch etwas verunsichert, vor allem, weil Madame mittlerweilen die vierte Platte auftrug. Also beschloss ich, meinen Kohldampf mit Melone und Schinken zu besänftigen und langte nochmals zu. Madame verschwand in die Küche und kam vorläufig nicht wieder. Plötzlich jedoch räumte Monsieur auf ein geheimes Zeichen hin die leeren Teller und Platten ab. Dann ging die Esszimmertür auf und Madame brachte eine riesige Platte rein, wie ich noch nie eine gesehen hatte. Darauf prangte fluffigfeucht ein riesiges Kräuteromelette. Keine Ahnung, wie gross die Pfannen von Madame Hochet waren, aber normalgross konnten die nicht sein…
Nach dem Omelette kam noch ein Gang mit Fleisch und Gemüse und Kartoffelgratin und dann Käse und Dessert und natürlich diverse Pâtisserie, die Monsieur gemacht hatte. Alle durften nach dem üppigen Mahl Cognac zwecks Magenberuhigung trinken, nur ich nicht, weil ich erst 13 war…
Rezept (für 2 Personen)
4 Eier
1½ dl Sahne
eine Frühlingswiebel
Schnittlauch
Petersilie
Salz, Pfeffer aus der Mühle
Muskat
wenig Bratbutter
Kräuter fein schneiden, Frühlingszwiebel in Ringe schnibbeln. Alle Zutaten in einem Massbecher mittels einer Gabel miteinander verkleppern. In einer beschichteten Bratpfanne die Bratbutter schmelzen, dann die Eiermasse in die Pfanne giessen. Jetzt mit einer Holzbratschaufel die Eimasse rundum vom Rand her gegen die Mitte der Pfanne schieben. Die Herdplatte auf mittlere Hitze zurückdrehen. Die Pfanne ab und an ein bisschen ruckeln. Sobald die Masse zu einem Drittel gestockt ist, hat die Bratschaufel nichts mehr in der Pfanne zu suchen. Das Omelette ist fertig, wenn die Oberfläche noch sehr feucht ist und glänzt. Das Ganze mit Schwung auf eine Platte kippen, so dass das Omelette zusammengeklappt wird.
Ein Omelette wird nicht beidseitig in der Pfanne gebraten, hat also mit einem Pfannkuchen nichts zu tun.
Französisches Kräuteromelette
Ein fluffiges, seidenfeines Omelette - und man fühlt sich wie Gott in Frankreich.
Zutaten
- 4 Eier
- 1½ dl Sahne
- eine Frühlingswiebel
- Schnittlauch
- Petersilie
- Salz, Pfeffer aus der Mühle
- Muskat
- wenig Bratbutter
So wird's gemacht
Kräuter fein schneiden, Frühlingszwiebel in Ringe schnibbeln. Alle Zutaten in einem Massbecher mittels einer Gabel miteinander verkleppern. In einer beschichteten Bratpfanne die Bratbutter schmelzen, dann die Eiermasse in die Pfanne giessen. Jetzt mit einer Holzbratschaufel die Eimasse rundum vom Rand her gegen die Mitte der Pfanne schieben. Die Herdplatte auf mittlere Hitze zurückdrehen. Die Pfanne ab und an ein bisschen ruckeln. Sobald die Masse zu einem Drittel gestockt ist, hat die Bratschaufel nichts mehr in der Pfanne zu suchen. Das Omelette ist fertig, wenn die Oberfläche noch sehr feucht ist und glänzt. Das Ganze mit Schwung auf eine Platte kippen, so dass das Omelette zusammengeklappt wird.
Wichtig: Ein Omelette wird nicht beidseitig in der Pfanne gebraten, hat also mit einem Pfannkuchen nichts zu tun.
From-Snuggs-Kitchen
8. Oktober 2013 at 07:26Ich wünschte, ich könnte mal wieder Ei essen! Das sieht so lecker aus und ich habe das immer so gerne gegessen – blöde Unverträglichkeit!
Nach vier Platten Melone/Schinken hätte ich sicherlich nicht weiter essen können 😀
Anonym
8. Oktober 2013 at 09:04Was für eine Geschichte! Meine kulinarische Frühbildung war leider nicht so international…
Sehe ich das richtig, 1,5 dl Sahne = 150 ml? Wow! 😉
Anonym
8. Oktober 2013 at 09:12Herrliche Geschichte und feines Rezept – könnte ich auch wieder mal machen 🙂
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Anonym
8. Oktober 2013 at 09:53Was für eine herrliche Anekdote und so toll erzählt. Ich hab richtig mitgefiebert, ob die Hühnerfamilie wirklich noch was Anständiges zum Essen kriegt.
Aus meinem Kochtopf
8. Oktober 2013 at 11:05Eine schöne Geschichte.
Hat sich nie geklärt, was die Nummer mit den vielen Melonen sollte?
Und Omelette- ja, da hast Du mich.
Mit leckerem Gruß aus Franken
Peter
Cuisine de Provence
8. Oktober 2013 at 13:06So einfach und soooo gut!
MizThreefivesix
8. Oktober 2013 at 16:27und bildhübsch dazu!
SUGARPRINCESS
8. Oktober 2013 at 20:03Tolle Geschichte! Mich würde auch interessieren, warum Madame so viel Melone serviert hat… Und Dein Omelette: Einfach Spitzenklasse! 🙂 LG! Yushka
Wolke.-.Sieben
9. Oktober 2013 at 06:23Sehr fein und so toll angerichtet! Schön zu lesen, aber die vielen Melonen – hatte die Familie vielleicht ein Melonenfeld hinter dem Haus?
LG Doris
Die Küchenschabe
9. Oktober 2013 at 20:26ganz wunderbar! Mein Mitkoch muss sonntags oft für mich ein Käse-Schinken-Schnittlauch-Omelett machen, ich selbst trau mich nicht drüber, es verunglückt bei mir immer ein bisschen 😉 … oder sage ich das nur, damit der Mitkoch das für mich macht?
Wilde Henne
10. Oktober 2013 at 00:54@Sandra fsk
Ei-Allergie ist wirklich Mist. Da würde ich also leiden. Bei uns gibt es häufig ein Omelette wenn es zackig gehen muss.
@Kochpoetin
1,5 dl Sahne sind 0,15 l – kannst auch 0,2 l nehmen, schmeckt ebenfalls gut 😉
@Lieberlecker
Glaub mir, ich denke alle zwei Wochen einmal an Mme Hochet – jedes Mal, wenn ich ein Omelette in die Pfanne haue 😉
@Flohnmobil
An den Hauptgang kann ich mich nur noch vage erinnern, aber die Melone und das Omelette vergesse ich nie mehr.
@Aus meinem Kochtopf
Ich glaube, wenn wir die Platten nicht immer leer gegessen hätten, sondern einen Schnitz hätten stehen lassen, dann hätte sie viel früher aufgehört, Nachschub zu liefern.
@Cuisine de Provence
… und so schnell gemacht!
@Ilse
Ich sagt Dir jetzt was: Seit einem Jahr will ich ein Omelette verbloggen. Das Foto da oben ist mein achter Anlauf. Die vorherigen sieben Male waren die Fotos sooooo grottenschlecht, dass ich ernsthaft überlegte, den Beitrag bei Heikes Ugly-Food-Event einzureichen. Also nicht die Fotos waren schlecht, sondern das Omelette sah jeweils aus wie nach dem ersten Verdauungsdurchgang 😉
@Yushka Brand
Madame hat das nur gemacht, damit ich dreissig Jahre später eine gute Story zum verbloggen hatte 😉
@Wolke-Sieben
Ich glaube, nach der vierten Platte hatte Madame einfach keine Melonen mehr, sonst hätte sie wahrscheinlich noch mehr aufgetischt 😉
@Küchenschabe
Es gibt Dinge, die will man sich nicht trauen 😉 Und wenn der Mittkoch das doch gut kann, wieso sollst Du es dann selber tun.