Sonntagsfrühstück mit Literatur
Sonntagsfrühstück… klein, fein mit selbstgemachter Marmelade, frischen Brötchen, Kräuterfrischkäse, O-Saft und Tee. Dazu ein gekochtes Ei und Geschichten. Die Geschichten aus «So zärtlich war Suleyken» von Siegfried Lenz sind etwas vom schönsten, das ich in der letzten Zeit gelesen habe:
«Noch vor Mittag sahen sie Schissomir, den freundlichen Marktflecken, und die Luft war erfüllt von allem, was Ton und Geruch gab, die Leute waren lustig und lebhaft, knallten mit Peitschen, lachten, hatten Stroh an den Stiefeln, assen fetten Speck, schauten Pferden ins Maul und kniffen Ferkel in den Rücken, worauf ein wildes Quietschen anhob; dicke Frauen wurden am Rock gezogen, Kinder plärrten, Bullen brummten, eine Gans war unter eine Herde Schafe geraten, was bewirkte, dass einige Schafe unter die Kühe kamen und einige Kühe sich losrissen und durch die staubige Gasse der Buden sausten, und als ein riesieger Mann die Gans einfing, schrie und flatterte sie so laut unter seinen Händen, dass er vor Angst fester zupackte, und dabei starb die Gans, was wieder die zungenfertige Eigentümerin auf den Plan rief – kurz gesagt, Schissomir, der freundliche Marktflecken, hatte einen seiner grossen Tage.»*
Morgen geht es dann hier weiter mit Suppen – zwei folgen noch, dann wird die Suppenwoche abgeschlossen sein.
*«Die siebente der masurischen Geschichten – Schissomirs grosser Tag» aus «So zärtlich war Suleyken», Siegfried Lenz, Fischer Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-596-20312-3
Wolke.-.Sieben
25. November 2013 at 10:43Oh, so ein nettes Frühstück – da hätt ich mich gern dazu gesetzt ;0)
Schöne Woche,
Doris
Unknown
25. November 2013 at 11:32Zu zu schön! Diese Geschichten haben uns unsere Eltern früher immer vorgelesen…
Anonym
25. November 2013 at 13:20So ein schöner 'Futterplatz'! Du bist wirklich angekommen im neuen Heim. Brava!
Gruss Bea
duni
25. November 2013 at 14:17für mich bitte das buch und eine tasse tee!
Anonym
25. November 2013 at 14:471 Satz – 11 Zeilen, ich glaube sowas geht nur auf Deutsch 🙂 Auf alle Fälle tönt das nach einem saugemütlichen Sonntag!
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Wilde Henne
25. November 2013 at 21:41@Wolke-Sieben
Brötchen wären genug da gewesen, ein Ei hätte ich Dir auch gekocht. Und die Geschichten hätten auch für Dich noch gereicht 😉
@Barbara Schuerenberg
Gell, diese Sprache… einfach zu schön!
@Bea
Ja, dieses Küchenplätzchen mag ich mittlerweilen sehr gerne.
@Duni
Tee kann ich Dir anbieten. Das Buch leider nicht – das gehört nicht mir. Aber zuhören darfst Du ebenfalls.
@Lieberlecker
Schön, dieser Satz – gell. Und ganz besonders schön ist das Semikolon da drin, mein Lieblingssatzzeichen. Wird heute ja kaum noch benutzt.
Ti saluto Ticino
26. November 2013 at 20:36wie romantisch doch solche Frühstücke sein können 😉
Wilde Henne
26. November 2013 at 21:37@Tessinerli
Oh ja… 🙂