Saftplätzli – ein typisches Schweizer Schmorgericht
Wir hatten diese Saison schon mal Saftplätzli, ich weiss. Aber die hier muss ich jetzt einfach verbloggen, denn die sind vom Hochlandrind, gekauft bei meinem Besuch auf der Power-Farm in Lyssach. Und ich sag euch, das, was da auf dem Teller liegt, ist schlicht eine Offenbarung! Das waren Saftplätzli, wie ich sie noch nie hatte: geschmacklich der Hammer, von der Konsistenz her sowas von zart, das Fleisch ist regelrecht auf der Zunge zergangen. Das Perlhühnchen, sonst in Sachen Fleisch äusserst heikel, hatte sich beim Essen fast überschlagen. Und die Sauce… sooooo gehaltvoll. Dem Perlhühnchen ging es offensichtlich so wie Frau Lieberlecker bei Andys Kalbsbäckchen.
Ursprünglich hatte ich ja meinen Onkel letzte Woche zu diesem Essen eingeladen, aber der hatte dann sehr kurzfristig abgesagt. Kurzfristiger geht also nicht mehr… denn der Tisch war bereits gedeckt und die Kartoffeln für den Stock bereits gekocht… Und mein langer Sohn, auch genannt der Junghahn, der normalerweise für drei Personen isst, hatte ebenfalls seeeeehr kurzfristig erklärt, dass er ja zum Abendessen gar nicht hier sei, sondern mit der Schule in der Oper! Und ob ich eventuell so nett wäre – ich drehte gerade die Kartoffeln für den Stock durchs Passe Vite (Flotte Lotte) – und noch schnell (!) sein Hemd bügeln würde, denn mit dem alten Kapuzenshirt könne er ja nicht gut ins Stadttheater und überhaupt, ob ich irgendwo sowas wie eine Schuhbürste hätte, denn seine Schuhe sähen irgendwie… achja, und in einer Viertelstunde würde übrigens sein Bus fahren, ob ich noch irgendwo eine Buskarte hätte oder ein bisschen Geld.
«Hol das Hemd von der Wäscheleine in der Waschküche, stell das Bügeleisen auf, such die Nummer von Freundin L. bitte aus dem Telefonbuch raus, in meiner Handtasche ist noch eine Buskarte, die kannst Du nehmen», und dann schnell die Kartoffeln fertig durchgedreht, Freundin L. angerufen und mit ihrer Tochter zusammen zum Abendessen eingeladen. Dafür ein «Dich schickt der Himmel – ich freu mich total» geerntet, Hemd gebügelt, den Sohn mit dreckigen Schuhen aus der Hütte gescheucht und in Ruhe fertig gekocht. Uuuufz…
Die Plätzli habe ich diesmal ein bisschen anders gemacht als beim letzten Mal. Bei diesem Rezept hier ist noch Rotwein mit drin. Normalerweise schmort man die Plätzli ja im eigenen Saft, aber die Bäuerin Priska von Ballmoos hatte mir gesagt, dass man z.B. bei den Hochlandrind-Haxen genügend Flüssigkeit zufügen müsse. Da dachte ich, das kann bei den Saftplätzli auch nicht schaden, deshalb wanderte eine halbe Flasche St.-Emilion Grand Cru mit in den Schmortopf.
Rezept für 6 Personen
Saftlätzli vom Hochlandrind
800 g Saftplätzli
100 g Speckwürfel
5 grosse Zwiebeln
Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle
1 Esslöffel Tomatenpüree
3,5 bis 5 dl St. Emillion Grand Cru
2 Thymianzweige
2 Esslöffel getrockneter, gerebelter Majoran
2 bis 3 Lorbeerblätter
3 Gewüznelken
evtl. 1 dl Rindsbrühe
In einem Schmortopf die Speckwürfel anziehen. Zwiebeln schälen, fein hobeln und abwechslungsweise mit dem Fleisch in den Schmortopf schichten, mit Zwiebeln beginnen. Jede Lage Fleisch mit Majoran, Salz und Pfeffer würzen. Nelken, Lorbeer und Thymianzweige mit einbauen. Mit Zwiebeln abschliessen, den Wein zufügen und den Schmortopf verschliessen. Das Ganze einmal erhitzen, dann Hitze zurückdrehen, so dass es nur noch leise im Topf schmurgelt. Mein Schmortopf stand so ca. 4 Stunden auf dem Herd. In der Halbzeit habe ich ein bisschen Sauce entnommen und mit dem Tomatenpüree verrührt, dies dann zurück übers Fleisch gegossen. Im Topf wird aber während des ganzen Kochprozesses nicht ein einziges Mal gerührt. Evtl. ab und an ein bisschen Wein oder auch Rindsbrühe nachgiessen. Die Sauce sollte zum Schluss schön sämig und glänzend sein.
Saftplätzli
Saftplätzli - ein typisches Schweizer Schmorgericht
Zutaten
- Saftlätzli vom Hochlandrind
- 800 g Saftplätzli
- 100 g Speckwürfel
- 5 grosse Zwiebeln
- Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle
- 1 Esslöffel Tomatenpüree
- 3,5 bis 5 dl St. Emillion Grand Cru
- 2 Thymianzweige
- 2 Esslöffel getrockneter, gerebelter Majoran
- 2 bis 3 Lorbeerblätter
- 3 Gewüznelken
- evtl. 1 dl Rindsbrühe
So wird's gemacht
In einem Schmortopf die Speckwürfel anziehen.
Zwiebeln schälen, fein hobeln und abwechslungsweise mit dem Fleisch in den Schmortopf schichten, mit Zwiebeln beginnen.
Jede Lage Fleisch mit Majoran, Salz und Pfeffer würzen. Nelken, Lorbeer und Thymianzweige mit einbauen.
Mit Zwiebeln abschliessen, den Wein zufügen und den Schmortopf verschliessen. Das Ganze einmal erhitzen, dann Hitze zurückdrehen, so dass es nur noch leise im Topf schmurgelt.
Mein Schmortopf stand so ca. 4 Stunden auf dem Herd. In der Halbzeit habe ich ein bisschen Sauce entnommen und mit dem Tomatenpüree verrührt, dies dann zurück übers Fleisch gegossen.
Im Topf wird aber während des ganzen Kochprozesses nicht ein einziges Mal gerührt.
Evtl. ab und an ein bisschen Wein oder auch Rindsbrühe nachgiessen. Die Sauce sollte zum Schluss schön sämig und glänzend sein.
Ti saluto Ticino
21. März 2013 at 14:49Die gefallen mir noch besser als die ersten vorgestellten Plätzli, sie sehen irgendwie saftiger aus und machen damit ihrem Namen alle Ehre.
Gehts Dir eigentlich schon wieder besser???
Sybille
21. März 2013 at 14:49Schluchz…da kann ich mit meinem Tofu nicht mithalten.. 🙂
Ich liebe solche Schmorstücke und wenn das Fleisch dann noch von besonderer Qualität ist..einfach fein!!
Anonym
21. März 2013 at 15:01😀 Plötzlich muss immer alles auf einmal passieren… das kenne ich. Deine Saftplätzchen sehen sensationell aus, auch wenn ich keinen Plan habe, wie die bei uns wohl heissen könnten…kannst du mich erhellen?
kegala
21. März 2013 at 16:53traumhaft, und der Kartoffelbrei mit viel Soooß, da lacht der Magen und das Herz 🙂
Verena
21. März 2013 at 20:28Oh lecker, sehr fein 🙂 und auch noch so schön dekorativ…das bleibt bei mir ja immer irgendwie auf der Strecke 😉
Susi L.
21. März 2013 at 20:50Wow! Hat das so geschmeckt wie es aussieht? Dann hast du sicher nichts mehr übrig!
Kompliment übrigens zu deinen Fotos. Die werden immer besser.
Anonym
21. März 2013 at 21:38Boah! und dann noch so ein schönes Seeli im Härdöpfuschdock 🙂
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Wilde Henne
21. März 2013 at 21:52@Tessinerli
Es geht besser. Gestern Nachmittag bin ich das erste Mal wieder aufgestanden, gaaaaanz vorsichtig. Und dann bin ich ins Solbad, das hat richtig gut getan. Heute habe ich vormittags ein bisschen gearbeitet, für die Kids ein kleines Mittagessen hingeknallt und mich dann wieder hingelegt. Heute Abend war ich nochmals im Solbad, habe jetzt noch ein bisschen Drogen eingeworfen und fühle mich jetzt eigentlich ganz gut. Die Drogen habe ich heute schon angefangen zu reduzieren, bis Samstag möchte ich sie ganz absetzen. Ich nehme jeweils sehr starke Schmerzmittel, hochdosiert und Entzündungshemmer, auch die Höchstdosis. Die kann ich nicht dann nicht einfach von 100 auf 0 absetzen, die muss ich ausschleichen. Aber das klappt eigentlich immer ganz gut.
@Sybille
Ich gebe Dir recht, da kann Dein Tofu leider nicht mithalten 😉 Ich weiss nicht, was passieren würde, wenn Du Tofu drei bis vier Stunden schmoren würdest… Vielleicht käme dann das Schwein wieder zum Zuge ;-))))
@Kochpoetin
Plätzli = Schnitzel. Saftplätzli werden aus dem unteren Teil des Stotzens (Stotzen = Unterschale) geschnitten und können nie kurzgebraten werden, werden also immer geschmort. Wenn Du Deinem Fleischer also sagst, er soll Dir Schnitzel aus dem untern Teil der Unterschale schneiden, dann kriegst Du genau das Richtige.
@Kegala
Also der Kartoffelstock ist bei Saftplätzli die einzig richtige Beilage. Es soll Leute geben, die machen dazu Nudeln… Aber ich bin da sowas von altmodisch und stur, da gehört einfach Kartoffelstock dazu. Selbstgemachter Kartoffelstock mit gaaaaaaaanz viel Butter drin.
@Verena
Bei Dir bleibt was auf der Strecke??? Deine Teller sehen immer soooo fein aus. Also Dein Fenchel-Orangensalat fand ich persönlich einen absoluten Hit. Und das Focaccia mit Mangold ist bereits vorgemerkt für nächste Woche. Also ich finde, bei Dir bleibt nix auf der Strecke, grad gar nicht!
@Turbohausfrau
Reste gab es nur ganz wenige, aber die hat der Junghahn am andern Tag weggeputzt. Der hatte ja am Abend nichts davon, weil er in der Oper war.
Merci fürs Foto-Kompliment. Das freut mich sehr! 🙂
Wilde Henne
22. März 2013 at 06:15@lieberlecker
Bei mir gibt es immer einen See im Stock. Wer das nicht möchte, der muss das vor dem Anrichten melden. Aber ich kenne nur eine einzige Seeverweigerin, bei allen andern kann der See nicht groß genug sein.
Basler Dybli
22. März 2013 at 06:21Wenn' i eso vergliich: im Schnitt meh Fleisch und Spägg pro Nase – und au no Wyy, etc. Hol's dr Gugger isch das besser gsi.
S' Bessere isch no allewyyl dr Find vom Guete.
P.S. I ha im "Sweet Home" grad no miesse nochedopple. I hoff, si näm' es dri. 😉
Aus meinem Kochtopf
22. März 2013 at 07:31Ohweh, ohweh.
Es ist jetzt 8:30 Uhr und ich habe so was von Hunger auf dieses Fleisch!
Wenn ich das nächste mal in der Schweiz buin, nehme ich ein Lasso mit und fange mir auch so ein Hochlandrind.
Und dann mache ich genau das damit, was Du hier gemacht hast!
😉
Mit leckerem Gruß, Peter
Wilde Henne
22. März 2013 at 08:13@Basler Dybli
Ich glaube, da können wir zwei bei SH noch lange Gegensteuer geben, bei diesen Religionsfanatikern ist Hopfen und Malz verloren.
@Aus meinem Kochtopf
Du, das mit dem Lasso ist dann ein schwieriges Unterfangen. Hast Du gesehen, was für riesige Hörner die Viecher haben?
Basler Dybli
24. März 2013 at 16:23Danggscheen fir' s erneute Nochedopple ! Ev. mälde sich "unseri Fründe" wieder bim neye Eierblogg-Post. 😉
I wynsch dir e guete Wuchestart.
Britta
22. März 2013 at 10:30Das sieht soo wunderbar aus und jetzt weiß ich endlich mal, was die berühmten Schweizer Plätzli sind, das hab ich mich nämlich schon so manches Mal gefragt 😉
Vielleicht mach ich am wochenende auch noch mal etwas geschmortes, das Wetter lädt ja (leider…) dazu ein.