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Gefunden: Power-Farm in Lyssach

Schottische Hochlandrind-Dame beäugt den Besuch

Gesucht, quasi direkt vor der Haustür gefunden und mit dem Velo in 10 Minuten erreichbar: Die Power-Farm in Lyssach. Gesehen habe ich die schottischen Hochlandrinder schon häufig beim Durchfahren. Und ebenso häufig wollte ich auf diesem Hof mal vorbei schauen. Keine Ahnung, warum ich es bislang nie gemacht hatte. Aber heute war es nun soweit. Ich hatte vorgängig telefonisch angefragt, ob es in Ordnung sei, wenn ich vorbei schauen würde. Selbstverständlich, das sei überhaupt kein Problem, beschied mir Bäuerin Priska von Ballmoos. Und so habe ich dem Hof gestern zusammen mit dem Küken einen Besuch abgestattet.

Power-Farm in Lyssach

Wir wurden von Priska von Ballmoos herzlich empfangen und herumgeführt. Stallungen, Unterstände, Auslauf und Weide konnten wir besichtigen. Priska von Ballmoos erzählte uns, wie der Hof überhaupt zu den Tieren kam, zeigte uns die Jungtiere, kraulte ein Kalb am Hals, verteilte ein paar Goodies (hartes Brot) an die Kleinen und führte uns über den Hof zum Hofladen.

Priska von Ballmoos verteilt Leckerlis an die Jungmädels.

Die Power-Farm wird von zwei Bauernfamilien betrieben, einerseits von der Familie von Ballmoos, andererseits von der Familie Bachmann. Der Betrieb ist kein Bio-Betrieb, da nicht die komplette Ackerbewirtschaftung auf Bio umgestellt ist. Die Hochlandrinder jedoch fressen Gras und Ökoheu (Wiesen dürfen nicht gedüngt werden und für das Ökoheu wird erst nach Mitte Juni gemäht), Kraft- und Mastfutter sowie wachstumsfördernde Substanzen sind verboten. Da die Rasse sehr robust ist, treten kaum Krankheiten auf. «Den Tierarzt sehen wir nur, wenn er unsere Tiere kontrolliert», erzählt Priska von Ballmoos. So gesehen, sind die Hochland-Rinder halt doch Bio, wenn auch nicht zertifiziert.

Muni (Stier) mit Kühen auf der Weide

Auf der Power-Farm wird Mutterkuhhaltung betrieben, das bedeutet, dass die Kleinen bis zu einem Jahr bei den Mutterkühen bleiben. Da die Kühe nicht gemolken werden, kriegen die Kälber die ganze Milch ab. Derzeit ist grad der Muni (Stier) bei den ausgewachsenen Kühen auf der Weide, aus diesem Grund werden die Jungmädels im offenen Stall gehalten, damit der Muni sie nicht deckt. Denn Hochlandrinder wachsen langsam und sollten erst im Alter von zweieinhalb Jahren das erste Mal gedeckt werden, erklärte uns Priska von Ballmoos. Die Jungmädels werden nun im Stall von Muttermilch auf feste Nahrung umgestellt und kommen nach ca. drei bis vier Wochen wieder mit den andern auf die Weide. Und bis dann ist der Muni in Begattungsmission bereits auf einem andern Hof unterwegs.

Die Tiere sind das ganze Jahr auf der Weide, haben aber die Möglichkeit direkt von der Weide in den offenen Stall mit viel Stroheinstreu zu wechseln. Meist jedoch trifft man sie draussen an. Bis vor einer Woche lag noch Schnee, deshalb ist die Weide und der Auslauf im Moment ziemlicher Matsch. Die Tiere werden aber regelmässig geputzt und haben auch die Möglichkeit, sich an der rotierenden Bürste das Fell zu pflegen.

Fellpflege

Im Alter von zwei bis drei Jahren werden die Tiere geschlachtet. Stierkälber werden übrigens nicht kastriert. Zur Schlachtung werden die Tiere nicht transportiert, das Dorf verfügt über einen Dorfmetzger und über ein kleines Schlachthaus, das praktisch neben dem Hof liegt. Transportweg = 0, somit auch kein Stress für die Tiere. Nach der Schlachtung wird das Fleisch mindestens vier Wochen zur Reifung gelagert. Erst wenn der optimale Reifungsgrad erreicht ist, wird das Fleisch an die Kunden abgegeben.

Geschlachtet wird viermal jährlich, die Fleischbestell- und die Fleischabholdaten sind auf der Webseite der Power-Farm publiziert. Am 11. und am 12. Mai 2013 ist Hoffest und auch Abholtag für bestelltes Frischfleisch. Wer bestellen möchte, muss dies bis am 22. April erledigen. Am Hoffest können auch alle Wurstwaren degustiert werden und in kleinen Mengen kann auch unbestelltes Frischfleisch bezogen werden.

Wir haben natürlich nicht nur den Hof und die Tiere besichtigt, sondern auch gleich Würste und Fleisch (tiefgefroren) gekauft. Nächste Woche, wenn ich dann meine Saftwoche hinter mir habe, kommt mein Onkel zum Abendessen. Dem werde ich dann grad mal Hochlandrind vorsetzen, als Dank dafür, dass er mir einen Kronleuchter neu verkabelt hat.

Künftig werde ich mein Rindfleisch also direkt bei der Power-Farm beziehen. Und demnächst werde ich einen Hof besuchen, der Bio-Schweinefleisch direkt vermarktet. Ich werde berichten.

Wurst-Beute

Power-Farm, Familien von Ballmoos und Bachmann, Dorfstrasse 45, 3421 Lyssach
Telefon 034 445 25 31, Mail info(at)power-farm.ch

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  • Anonym
    8. März 2013 at 07:06

    Genial! Ein wenig beneide ich dich (ich müßte wohl eher 1 – 2 Stunden radeln… aber das geht natürlich auch!). Habe im letzten Jahr beim einem Seminar Steak vom schottischen Hochlandrind probieren dürfen – köstlich! Eine Frage zur Bestellung. Kann man soviel bestellen, wie man möchte oder gibt es Mindestmengen (das mit den Mindestmengen ist verbreitet und ich bin nicht in der Lage, die tiefgekühlt zu lagern…)

  • Sybille
    8. März 2013 at 07:22

    Eine tolle Einkaufsquelle.
    Ca. 15km von hier ist auch eine Hochlandrind-Farm. Leider ohne Vermarktung, dafür mit einem dazugehörigen Restaurant. Das Fleisch schmeckt wunderbar.

  • Unknown
    8. März 2013 at 07:45

    Genial! Wir haben im nachbarsdorf Wasserbüffel. Muttertag bei den hochlanddamen das wäre was. Ich Schau mir die hp mal genau an, ist von hier ja auch nicht weit. 15 Minuten wenn du in 20 hier sein würdest 😉 jedoch mit dem Auto und nicht mit dem Velo. Danke dir für diese interessante Vorstellung.
    Liebs Grüessli
    Irene

  • From-Snuggs-Kitchen
    8. März 2013 at 07:56

    Das ist so toll! Mein Chef hat auch einen Bauernhof und bewirtschaftet ihn nach Demeter-Richtlinien und hält Schottische Hochlandrinder, die sind sehr robust und "pfelgeleicht" 🙂

    Die Weide ist keine 2 min. Fußweg von meiner Wohnung entfernt und im Sommer bekomme ich immer direkt vor mein Küchenfenster, auf die Weide gegenüber, 3-4 trächtige Kühe – ein Traum. Die werden dann mit trockenem Brot gefüttert und wird warten, wie kleine Kinder, auf die Kälbchen!

    Das meisten ist zur Eigenversorung, aber so ab und an bekommen wir auch mal etwas ab *freu*

    Es freut mich, dass Du einen solchen tollen Hof entdeckt hast!

  • tapasalhornoipan
    8. März 2013 at 08:36

    Die Hochland-Dame ist wunderschön. Sie sieht so zufrieden aus.
    Toll, wenn man/frau solche einen Tierzüchter in der Nähe hat. Zuzuschauen, wie gut die Tiere aufwachsen, wie sie sich wohl fühlen, das macht doch Spaß. Ich habe auch einen Tierzüchter für Rindfleisch und einen für Schweinefleisch in der Nähe, aber radeln wäre mir dann doch zu weit.

  • Eline
    8. März 2013 at 08:54

    Toller Bericht. 4 Wochen Reifen – soweit habe ich meine Bauern noch nicht, drei Wochensind das Maximum (allerding sind es auch Jungrinder, deren Fleisch schneller reift.
    Vor den schottischen Hochlandrindern habe ich Respekt, nachdem ich mal auf einer einsamen Alm einer strengen Mama, die ihre Kinder beschützen wollte,knapp entkommen bin 😉

  • Anonym
    8. März 2013 at 09:17

    Herrliche Viecher! Die Eltern einer Freundin aus Norddeutschland züchten die auch – sie leben halb wild auf einer Moorweide, und wenn wir die früher mal auf einem abendlichen Spaziergang besucht haben, waren das immer geradezu Erscheinungen, die aus dem Abendnebel auftauchten.

  • Anonym
    8. März 2013 at 15:15

    Was für ein Model! Gratuliere zu dem Fund! Freilaufende Rinder ob nun mit Locken oder ohne sind doch einfach herrlich 🙂 Schönes Wochenende und viele Grüsse, Heike aus Hölstein

  • Ti saluto Ticino
    8. März 2013 at 15:41

    Hast Du Dein Modell vom ersten Foto rechtzeitig vorm Fotoshooting gestylt? Nicht die Pfotenpflege vergessen? Welchen Conditioner hast Du verwendet, damit die Haar so schön liegen – oder war es etwa nur das Glätteisen?

    Ernsthaft: liebes Huhn, danke für diesen Bericht! Es tut immer gut zu lesen, dass es sie noch gibt, diese Höfe, wo man auf Achtung vor dem Lebewesen/dem Tier trifft und dann muss da nicht immer Bio drauf stehen – es reicht, wenn Bio drin ist.

    Wobei ich sagen muss, dass die Hochland-Lady vom ersten Foto mein Herz auf den ersten Blick erobert hat – für sie würde ich zur Vegetarierin werden.

  • kegala
    8. März 2013 at 16:35

    toll Henne, da hast Du Dein gutes Fleisch direkt vor der Haustüre. Das Mädel auf demn ersten Bild ist ja so was von knuffig 🙂

    Tag 4 geht bald zu Ende :-))
    Liebe Grüße

  • Britta
    8. März 2013 at 20:36

    Schön, so einen tollen Hof in der Nähe zu haben.
    Ich mag vor allem die Schubberbürste 🙂 also für die Rinder, nicht für mich!

    Wünsche ein schönes Wochenende!

  • Jules Gartenküche
    9. März 2013 at 07:13

    Wir haben auch Hochlandrinder in der Nähe, muss mal fragen, ob da auch was verkauft wird ( oder nur im eigenen Gasthaus).

  • Wilde Henne
    10. März 2013 at 15:23

    @Kochpoetin
    Man kann soviel bestellen, wie man möchte. Es gibt einerseits Mischpakete zu 5 oder zu 10 kg, aber auch eine Liste, wo man angeben kann, von welchen Fleischstücken wieviel man haben möchte. Auch Hackfleisch und Würste kann man so vorbestellen. Aber der Hofladen ist ganzjährig geöffnet, man kann auch einfach vorbeigehen, dann kann man tiefgefrorenes Fleisch kaufen.
    @Sybille
    Ich habe ja diverse Würste gekauft, mein Hühnerhof hat bereits degustiert und ist voll des Lobes. Der Junghahn meinte, er habe noch selten so leckere Wurst gehabt.
    @Irene
    Also von Dir aus ist das ja wirklich auch nur ein Katzensprung. Sag mir, falls Du am Muttertag hinfährst. Dann könnten wir uns ja treffen.
    @Sandra
    Ja, ich freu mich auch grad wie Bolle. Ich bin wirklich deppert, dass ich da nicht schon früher vorbei geschaut habe, der Hof ist wirklich nur einen Katzensprung von mir weg.
    @Ni ka
    Ja, ich bin froh, dass ich jetzt mein Rindfleisch direkt ab Hof beziehen kann. Das ist wirklich ein gutes Gefühl.
    @Eline
    4 Wochen mindestens – gell, das ist der Hammer! Als mir Frau von Ballmoos dies erzählt hat, hat mein Herz grad einen Freudenhupfer gemacht.
    @Lebohnheurgouteux
    Die Tiere haben einen starken Herdentrieb und sind sehr scheu, hat die Bäuerin mir erzählt. Wenn der Bauer bei der ganzen Herde die Klauen kontrollieren will, dauert das manchmal gute 14 Tage, bis er alle Tiere durch hat, weil die einfach meist auf sicherem Abstand bleiben. Da bedarf es einiger Tricks, damit man die Tiere kontrollieren kann.
    @Heike aus Hölstein
    Genau, Kühe, egal welcher Rasse, gehören einfach auf die Weide. Alles andere ist Tierquälerei.
    @Tessinerli
    Weisst Du, was das Küken gesagt hat? «Mam, die sehen so knuffiig aus, ich glaub, ich werde Vegi!» Wird sie nicht, bei der Hochlandrind-Salami hat sie gestern kräftig reingehauen…
    😉
    @Kegala
    Gell, Madame ist wirklich hübsch!
    @Britta
    Also ich hätte für meinen Buckel manchmal auch gerne so eine Schubberbürste 😉
    @Jule
    Vielleicht gibt es in Deutschland auch so einen Verband von den Züchtern, evtl. findest Du da einen Vermarkter in Deiner Nähe.

  • Anonym
    14. März 2013 at 14:27

    Hallo Wilde Henne

    Danke für Deine Story. Schau doch auch ein mal da rein natur-konkret.ch. Da bekommst Du neben dem Hochlandrind auch Wollschweinfleisch und neu sogar Hühner.

    Da wir auch Tessiner Fans sind, und uns regelmässig da aufhalten, ganz in der Nähe vom @Tessinerli übrigens, beziehe ich mein Fleisch regelmässig von da.

    Viele Grüsse
    Roland