Fisch/ Hauptspeisen

Egli im Bierteig – ohne Küchenbrand

Egli im Bierteig

Am Donnerstag habe ich auf unserem Markt bei meinem Fischhändler frische Eglifilets gekauft. Erst wollte ich die ja ganz normal in der Pfanne braten, da fiel mir plötzlich eine «Geschichte von früher» ein und ich habe subito das Menü geändert.

Mit der Bitte nach «Geschichten von früher» hatten wir – meine Schwester und ich – meinen Vater jeweils dazu gebracht, in seinen Erinnerungen zu kramen, lange, spannende, wahnsinnige, verrückte, lustige Geschichten aus seiner Kindheit undd Jugend zu erzählen. Herrjee, was die damals alles erlebt hatten. Und wir hatten dann Fragen gestellt, wollten alles bis ins Detail wissen, obwohl wir die Geschichten schon hunderte Male gehört hatten. Und mein Vater hatte gerne erzählt. Immer wieder die selben Geschichten, immer mit einem verschmitztem Lächeln, wohlwissend, dass wir mit der Bitte nach Geschichten die Schlafengehenszeit rauszögerten.

Und noch heute freue ich mich immer sehr, wenn er diese Geschichten rauskramt und jetzt dem Küken und dem Junghahn erzählt. Und die freuen sich ebenso über diese «Geschichten von früher». Beide sind mittlerweile aus dem Alter raus, in dem man ihnen sagen muss, wann sie zu Bett sollen. Zeit rauszögern ist zwar nicht mehr, aber auch von mir wollen sie «Geschichten von früher», das heisst, Geschichten aus meiner Jugend – immer noch.

Nun denn… damit wieder zurück zum Fisch. Einmal, ich war etwa 8 oder 9 Jahre alt, hatte mein Vater von irgendwem einen Hecht gekriegt. Also einen lebendigen. Ein Riesenvieh. In meiner Erinnerung war der Hecht etwa 1,5 Meter lang – mindestens… 😉 Jedenfalls kam mein Vater mit dem Hecht nach Hause und versenkte den Fisch im Brunnen hinter unserem Haus. Auf den Brunnen legte er ein Gitter, damit der Hecht nicht abhaute. Der Hecht sollte da noch ein paar Tage in frischem Wasser rumschwimmen, bevor er durch den Bierteig gezogen in der Fritteuse landete.

Am Tag nach der Einwasserung in den Brunnen lagen Gitter und Hecht neben dem Brunnen. Ich weiss nicht mehr, wer den Hecht neben dem Brunnen gefunden hatte (wahrscheinlich mein Vater), jedenfalls zappelte er noch und wurde wieder in den Brunnen zurück verfrachtet. Gitter oben drauf und schwerer Stein aufs Gitter.

Am Samstag dann wurde der Hecht geschlachtet. Wir Kinder durften nicht zuschauen – blöd! Beim Nachbarn haben wir schliesslich auch immer geguckt, wenn der Kaninchen geschlachtet hatte. Der Nachbar war da nicht so zimperlich. Nun denn, der Hecht war dann tot, ausgenommen und zerlegt. So in handliche Stücke. Mein Vater rührte einen Bierteig zusammen und stellte den Topf mit dem Frittieröl auf den Herd. Meine Schwester sass quer auf der Fensterbank im offenen Fenster. Ich wollte mir gar nichts von der spannenden Kocherei entgehen lassen und stand natürlich neben dem Herd. Mein Vater wollte grad mit der Frittiererei beginnen, als er bemerkte, dass im Topf ein bisschen wenig Öl drin war. Rechts vom Herd war ein kleiner, schmaler Schrank, da waren Essig- und Ölflaschen verstaut. Mein Vater griff hinein, Flasche auf, kippt vermeintlich Öl (war aber Essig) ins schon heisse Frittieröl… und dann ein Knall, eine Stichflamme, Schreie (meine Schwester und ich), ein Sprung (meine Schwester aus dem Fenster) – ich wollte zur Küchentür raus, mein Vater hielt mich fest und die Küchentür zu – Befehlston: «Du bleibst hier!!!», Deckel und grossen Bodenwischlappen über den Frittiertopf… fertig Flamme. Ich weiss nicht mehr, wie er mit nur zwei Händen das Feuer gelöscht, mich fest- und die Küchentür zugehalten hat. Aber irgendwie hatte es funktioniert und er war in meinen Augen ein Held!

Dann ging die Kocherei wie ursprünglich geplant weiter. Worte wurden über die Stichflamme keine verloren. Meine Schwester durfte nicht zurück in die Küche, weil abgehauen, als es brenzlig wurde. Hecht durch den Bierteig ziehen, vorsichtig ins Öl gleiten lassen, vorfrittieren, auf Papier abtropfen lassen, ein zweites Mal ins heisse Öl, fertig frittieren. Und dann essen mit viel Tartarsauce und sonst nix. Naja, vielleicht gab es noch Kartoffeln, aber an die erinnere ich mich nicht.

Heute also Egli im Bierteig – Hecht hatte ich keinen. Fritteusenbrand auch nicht. Aber Tartarsauce mit Holunderkapern (nach Sybilles Rezept) zum Fisch.

Rezept für 4 Personen

Egli im Bierteig
600 g Eglifilets (400 hätten gereicht, den Rest habe ich eingefroren)
wenig Mehl zum Bestäuben
2 Eigelb
2 dl Bier
100 g Mehl
3 Eiweiss
Salz

Mehl in eine Schüssel. Eigelb und Bier miteinander verrühren, wenig Salz dazu, Flüssigkeit zum Mehl geben und verrühren. Teig eine halbe Stunde ruhen lassen. Kurz vor dem Frittieren die Eiweiss sehr steif schlagen und unter den Teig ziehen.

Die Eglifilets halbieren, durch den Bierteig ziehen und in heissem Öl vorfrittieren. Auf Küchenpapier abtropfen lassen. So vorbereitet kann man sie auf ein mit Backfolie ausgelegtes Blech legen und einfrieren. Gefroren dann in eine Tüte packen, dann kann man jeweils soviel rausnehmen, wie man gerade braucht.

Ich habe die Fischstücke – nachdem ich alle vorfrittiert hatte – ein zweites Mal goldbraun frittiert.

Tartarsauce mit Holunderkapern
ca. 6 Esslöffel Mayonnaise selbstgemacht (mit oder ohne Ei, je nach Belieben)
1 Schalotte, ganzganz fein gehackt
1 hartgekochtes Ei, kleinst gewürfelt (manche lassen das weg)
2 Essiggurken, ebenfalls kleinst gewürfelt
1 gehäufter Esslöffel Holunderkapern

Alle Saucenzutaten miteinander verrühren und zum Fisch servieren.

Egli im Bierteig

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Fisch, Hauptspeisen
Von HuhnGundula Portionen (ungefähr): 4

Egli im Bierteig ist ein klassisches Schweizer Fischgericht

Zutaten

  • Egli im Bierteig
  • 400 bis 600 g Eglifilets
  • wenig Mehl zum Bestäuben
  • 2 Eigelb
  • 2 dl Bier
  • 100 g Mehl
  • 3 Eiweiss
  • Salz
  • Tartarsauce
  • ca. 6 Esslöffel Mayonnaise selbstgemacht (mit oder ohne Ei, je nach Belieben)
  • 1 Schalotte, ganzganz fein gehackt
  • 1 hartgekochtes Ei, kleinst gewürfelt (manche lassen das weg)
  • 2 Essiggurken, ebenfalls kleinst gewürfelt
  • 1 gehäufter Esslöffel Kapern oder Holunderkapern

So wird's gemacht

1

Egli im Bierteig

2

Mehl in eine Schüssel. Eigelb und Bier miteinander verrühren, wenig Salz dazu, Flüssigkeit zum Mehl geben und verrühren.

3

Teig eine halbe Stunde ruhen lassen.

4

Kurz vor dem Frittieren die Eiweiss sehr steif schlagen und unter den Teig ziehen.

5

Grosse Eglifilets halbieren. Die Eglifilets durch den Bierteig ziehen und in heissem Öl vorfrittieren.

6

Auf Küchenpapier abtropfen lassen.

7

So vorbereitet kann man sie auf ein mit Backfolie ausgelegtes Blech legen und einfrieren. Gefroren dann in eine Tüte packen, dann kann man jeweils soviel rausnehmen, wie man gerade braucht.

8

Die Fischstücke - nachdem alle vorfrittiert sind - ein zweites Mal goldbraun frittieren.

9

Tartarsauce

10

Alle Saucenzutaten miteinander verrühren und zum Fisch servieren.

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  • Basler Dybli
    15. Dezember 2012 at 06:47

    Das isch hingege èbis für mi. Das wird bestimmt nochebaut – aber mit Egli. I ha jetzt no e mulmigs Gfyyhl im Muul vo Gröt vom letschte Hächt.

  • magentratzerl
    15. Dezember 2012 at 07:49

    Mein Vater hat früher an Weihnachten immer einen Karpfen in der Zinkbadewanne gehalten, bevor es ihm (also dem Karpfen) an den Kragen ging. Ein Hecht hätte mich sicher mehr beeindruckt. Deine Egli beeindrucken mich auch, ich muss mal wieder fritieren!

  • kegala
    15. Dezember 2012 at 09:35

    spannende Geschichte, schon so lange her, und noch immer so präsent.
    Deine Eglis sehen wunderbar aus, das ist auch was für mich 🙂

  • Verboten gut !
    15. Dezember 2012 at 10:47

    Mensch da hattet Ihr ja Glück dass da nicht mehr passiert ist, das hätte auch ins Auge gehen können.
    2 x macht man den selben Fehler sowieso nicht … so wie dein Fisch aussieht, wird er auch geschmeckt haben, da bin Ich mir sicher.
    Da hätte ich auch mein Tellerchen hin gehalten *-*
    Ich wünsche Dir ein schönes 3 Adventswochenende

    LG Kerstin

  • Sybille
    15. Dezember 2012 at 13:01

    Mein Vater war kein Geschichtenerzähler, meine Mutter umso mehr.
    Ihre Geschichten hab ich bestimmt auch hundertmal gehört und nie wurden sie mir langweilig…
    Ich finds immer wieder spannend wie sich das Leben im allgemeinen mit dem Essen im besonderen verbindet…
    ..da gibts bestimmt noch viel Raum…. für ein Buch….?

  • lamiacucina
    15. Dezember 2012 at 15:01

    und bist gaanz sicher, dass es ein Hecht und kein Walfisch war ?

  • Ti saluto Ticino/Bonjour Alsace
    15. Dezember 2012 at 16:17

    Ich lieeebee schön erzählte Geschichten kombiniert mit schön zubereitetem Essen – hier mal wieder sehr gelungen präsentiert.

  • Die Küchenschabe
    16. Dezember 2012 at 09:05

    gefällt mir sehr gut deine Geschichte, Wildhendl! Wir hatten mal einen Grossen Hecht in unserem Teich, ich weiss, dass die enorme Kräfte entwickeln können!

  • Wilde Henne
    16. Dezember 2012 at 14:18

    @Basler Dybli
    Mit Egli kann ich es nur empfehlen. Wer hat heutzutage noch einen Brunnen zum Hecht wässern hinter dem Haus? 😉
    @Magentratzerl
    Nur einen Karpfen für die ganze Familie? Sind da alle satt geworden davon? 😉
    @Gaby
    Solche Erlebnisse sind in die Festplatte eingebrannt, die vergisst man nie wieder.
    @Kerstin
    Mein Vater hatte mich nicht aus der Küche gelassen, weil er nicht wollte, dass es Durchzug gab. Denn dann wäre es wahrscheinlich nicht so glimpflich ausgegangen. Aber seine Reaktion war bemerkenswert.
    @Sybille
    Ein Buch? Och nee, ein Blog reicht. Viele Geschichten haben bei mir mit Essen zu tun. Resp. bei vielen Geschichten kann ich mich noch daran erinnern, was ich damals am betreffenden Tag gegessen habe. Essen ist Leben.
    @Lamiacucina
    Gestern habe ich meinen Vater gefragt, wie gross der Hecht damals eigentlich war. Ich geb es zu, das mit den 1,5 m war leicht übertrieben. Gemäss meinem Vater war der Hecht 75 cm. Ein kleiner Walfisch also 😉
    @Elsässerli
    Ich mag Essensgeschichten auch. Die «Geschichten von früher» wurde bei uns immer, ausnahmslos beim/nach dem Abendessen erzählt. Geschichten und Essen gehören irgendwie zusammen.
    @Küchenschabe
    Also unser Hecht hatte auf jeden Fall massiv Kraft, dass der dieses grosse Gitter vom Brunnen runterschmeissen konnte.
    Habt ihr euren Hecht dann gegessen?

    • magentratzerl
      16. Dezember 2012 at 15:45

      Gab ja noch was dazu. Wir waren nur zu dritt und ich noch klein 🙂

    • Die Küchenschabe
      16. Dezember 2012 at 15:55

      Hallo Wildhendl,
      das ging nicht, der hatte ja einen Namen ;-). Horsti, der Hecht ist aber verstorben, weil ihm ein Teich (natürlich) viel zu klein ist. Ich glaube außerdem, dass er fließendes Wasser gebraucht hätte – war eine richtige Schnapsidee damals …

  • Unknown
    20. Dezember 2012 at 08:07

    Gebackene Eglifilets, auch hier eine schöne Kindheitserinnerung. Jedoch ohne Hecht und Küchenbrand, welch ein Glück ihr hattet! Erinnerungsgeschuchten liebe ich auch, leider fehlen da bereits ein paar.
    Liebs Grüessli
    Irene