Backen/ Obst

Zwetschgenwähe

So, jetzt machen wir mal eine kleine Rundfahrt durch die Schweiz. Das, was hier auf dem Bild ist, heisst im Osten der Schweiz nicht gleich, wie im Norden, in Bern nicht gleich wie in Zürich oder in Basel. Und überhaupt, wenn der Berner das in Solothurn bestellt, kriegt er was anderes als daheim in Bern.
Also vornweg – ich lebe im Kanton Bern, bin im Kanton Bern aufgewachsen und rede grosso modo Berndeutsch. Meine Eltern aber, die kommen aus andern Regionen der Schweiz. Mein Vater aus dem Kanton Solothurn, meine Mutter aus dem Laufental, das früher zum Kanton Bern gehörte, später aber dem Kanton Basel Land zugeschlagen wurde. Aus diesem Grund spreche ich auch nicht ein reines Berndeutsch, sondern habe eben Abfärbungen von den Dialekten meiner Eltern.

Und das Teil da oben auf dem Bild das nenn ich – in Deutsch zumindest – eine Wähe, genauer eine Zwetschgenwähe. Aussprechen tu ich es aber Wäije. Eine Wäije gibt es von Basel Richtung Solothurn und ostwärts Richtung Zürich. Der Berner, die Walliser, die Innerschweizer und die deutschsprachigen Fribourger nennen das Ding schlicht Chueche, also Kuchen. Bei einem Solothurner aber ist ein Kuchen ein Gebäck, das in einer Springform gebacken, aber nicht wie eine Torte mit Sahne oder Crème gefüllt wurde.
In Schaffhausen und im Kanton Thurgau, heisst die Wähe dann Tünne oder Dünne. Im Appenzell und im Kanton St. Gallen, also ganz im Osten der Schweiz, wird das Teil zum Flade, also Fladen. Dann gibt es noch die Bündner, bei denen ist es eine Turte oder Turta, also die Abwandlung von Torte.
Den Wähenbelag gibt es aber nicht nur süss, sondern auch salzig. Und wenn wir jetzt vom Französischen aus gehen, dann ist die süsse Version eine Tarte und die salzige eine Quiche. Voilà – ganz einfach, gell.
Den Wähenteig kann man selber machen. Nachfolgend kommt gleich das Rezept dafür. Ich hingegen mag statt Wähenteig lieber Blätterteig – und den kauf ich meistens beim besten Bäcker im Ort. Das nachfolgende Rezept ist für ein rundes Blech – ich hab gestern ein grosses, eckiges gemacht, weil die Wähe quasi Hauptmahlzeit war.

Für ein rundes Blech von 26 cm Durchmesser
150 g Mehl
1/2 Kaffeelöffel Salz
50 kalte Butter
4 bis 5 Esslöffel Wasser

600 g Zwetschgen
3 Esslöffel Zucker
1/2 Esslöffel selbstgemachter Vanillezucker
1,5 dl Sahne
2 Eier

Mehl und Salz in eine Schüssel geben. Butter in Flocken schneiden, sorgfältig mit dem Mehl verreiben, bis die Masse gleichmässig fein ist. Das Wasser über den Teig spritzen und diesen rasch zusammenfügen. Zugedeckt ca. 30 Minuten ruhen lassen, dann auswallen und ein Blech damit auslegen.
Zwetschgen entsteinen und die Hälften je zweimal einschneiden. Die Zwetschen gleichmässig, dicht an dicht mit der Hautseite nach unten auf dem Teig verteilen. Zucker, Vanillezucker, Eier und Sahne in einen hohen Becher geben und mit dem Rührgerät gut aufschlagen. Guss über das Obst giessen.
Backen im vorgeheizten Ofen bei 220 Grad in der untern Ofenhälfte rund 40 Minuten.
Es gibt auch Leute, die verteilen unter dem Obst auch noch gemahlene Haselnüsse, das vorwiegend bei Früchten, die viel Saft ziehen wie Aprikosen oder eben Zwetschgen.

Das könnte dir auch gefallen

  • FANcywoRk M.
    14. August 2012 at 08:13

    Oh lecker. Sieht auf dem Bild genauso aus wie der Zwetschgenkuchen meiner Großmutter früher. Sie hat ihn abwechslungsweise mit Mürbe- oder Hefeteig gemacht. Die Idee mit dem Blätterteig ist auch nicht schlecht. Ich mach eigentlich immer nur Rührteig, also einen Versunkenen, wie man bei uns zu Hause (ich komm gebürtig aus dem schönen Schwabenländle) sagt.
    Schönen Sommertag wünsch ich dir, lieben Gruß aus Hannover
    Maggie

  • Verboten gut !
    14. August 2012 at 09:18

    Hmmm egal wie es ausgesprochen wird, bei uns wird Quetschkuche immer gerne gefuttert 😉
    Vor allen essen wir ihn gerne zu Bibbelschesbohnesupp, so hat dass schon meine Oma gemacht *-*

    Liebe Grüße Kerstin

  • Pascale
    14. August 2012 at 11:58

    Genau haben wir nicht ein tolles dialekt-durcheinander?!
    Grüess pascale

  • zorra
    14. August 2012 at 12:18

    Ich komme aus der Innerschweiz und sage auch Wäije. 😉 Und ich hätte jetzt gerne ein Stück, bitte.

  • Anonym
    15. August 2012 at 08:00

    Die Sprachgrenzen (!) verschieben sich, die Tünne hat westlicher angefangen. Mein Vater, aus dem Ostaargau (Baden) stammend, sagte Tünne, meine Mutter, aus dem Westaargau (Aarau) stammend, sagte Wäje, und die Oma mütterlicherseits stammte aus dem Berner Seeland (Aarberg) mit französischem Einschlag, weshalb man Tarte sagte. Habe mal gelernt, dass diese Begriffe mit den Jasskarten gehen: wo man mit französischen Karten (Karo, Schaufel, Herz und Kreuz) spielte, hiess es Wäje, wo man mit den deutschen Karten (Schilte-Schälle-Eichle-Rose) spielte, hiess es nicht Wäje, sondern alle anderen vorgeschlagenen… und die Grenze verlief plusminus entlang der Reuss, ab Wasserschloss der Aare entlang.
    Gruss Bea

  • Wilde Henne
    15. August 2012 at 12:12

    @Maggie
    Mit Rührteig wäre das bei uns ein Dessert, so ist es eine Mahlzeit.
    @Kerstin
    Was um Himmelswillen ist Bibbelschesbohnesupp? Also den Schluss des Wortes versteh ich ja, aber Bibbelsches…?
    @Zorra
    Kann Dir leider kein Stück mehr anbieten. Das Küken hat am Nachmittag die restlichen VIER Stück weggefuttert – Wachstumsschub sag ich da nur.
    @Bea
    Hmmm, ich glaub die Grenzen sind da irgendwie fliessend. Denn im ganzen Kanton Bern jasst man mit französischen Karten – und hier sagt man Chueche.

  • Unknown
    15. August 2012 at 15:56

    Ja genua das ist ja wunderbar an unserem Dialekt und bringt oft Überraschungen. Ich backe Chueche und mein Mann ist Wäije (ich im Berner Seeland aufgewachsen und spile mit französichen Karten und er im Aargauer Seetal und spielt ebenfalls mit den Französischen Karten. Wohnen aber im Kanton Solothrun mit Grenzkontakt zu Bern und hier sagen sie auch Chueche 😉 Bei uns im Widmatthaus gibt es den einen oder anderen solchen Stolperer 😉 wie zB Ragout und Voressen.
    Liebs Grüessli und eigentlich würde ich auch ein Stück davon kosten wollen…. bitte. 🙂
    Irene

  • Wilde Henne
    17. August 2012 at 07:35

    @Irene
    Bei uns gibt es auch Ragoût und nicht Voressen, aber mein Perlhühnchen als Hamburgerin sagt dem Gulasch.

  • Anonym
    20. Oktober 2013 at 12:22

    Vielen danke für die Rezepte!

    We lived nine months in Zürich two years ago. After coming back home, I have missed our home bakery there and tried to friend "the recipe for the best Zwetschgenwähe". Yesterday I tried this one – perfect!

    Merci vilmal!
    – Heli from Finland