Backen/ Brot

1.-August-Weggen

Vor 721 Jahren haben in der Schweiz drei bärtige Typen auf einer abschüssigen Wiese oberhalb des Vierwaldstättersees einen Schwur von Einigkeit und Zusammengehörigkeit gemurmelt. Eine witzige Version dieser Geschichte hat der Muger letztes Jahr auf seinem Blog veröffentlicht, die korrekte, aber langweiligere  Version gibt es bei Wikipedia. 😉
Wie dem auch sei, der 1. August ist der Schweizer Nationalfeiertag. Und deshalb haben wir heute alle frei. Das war nicht immer so. Die Schweizer sind ja bekanntlich «schaffige» Leute. So schaffig, dass wir bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts am 1. August – Nationalfeiertag hin oder her – jeweils bis 16 Uhr gearbeitet haben. Dann jedoch wurde 1993 die Volksinitiative «für einen arbeitsfreien Bundestag» vom Volk in einer Abstimmung angenommen. Seit 1994 ist der 1. August nun also arbeitsfrei.
Seit den 50er Jahren gibt es zum Nationalfeiertag den 1.-August-Weggen. Dieses Brotgebäck hatte damals der Schweizer Bäckermeisterverband kreiert und zum Erfolg geführt. Und heute gibt es in allen Bäckereien und Supermärkten kurz vor dem Nationalfeiertag diesen Weggen.
Als 1.-August-Weggen zeichnet ihn ein recht hoher Butteranteil aus und ganz wichtig, das typischen Schweizer Fähnchen. Mein 1.-August-Weggen ist nicht gekauft, sondern heute früh um 6 Uhr selbstgebacken. Mit allem Drum und Dran und Fähnli und so. Normalerweise beflaggen wir ja nichts hier, das überlassen wir andern Leuten. Aber um euch mal ein bisschen Schweizer Tradition zu zeigen, habe ich heute alles gegeben. 😉

500 g Weizenmehl (bei mir auch noch ein bisschen weisses Dinkelmehl)
1/2 Hefewürfel, aufgelöst mit 1 Teelöffel Zucker in wenig lauwarmem Wasser
70 g flüssige Butter
2,5 dl lauwarme Milch
1,5 Teelöffel Salz


Mehl in eine grosse Schüssel geben, in die Mitte eine Vertiefung formen, dort die aufgelöste Hefe reingiessen, mit wenig Mehl bedecken. Am Schüsselrand das Salz auf dem Mehl verteilen. Butter und Milch vermischen. Von der Mitte her die Hefe mit Mehl vermischen, dann Butter-Milch-Gemisch zufügen und einen Teig kneten. Wenn der Teig sich von der Schüssel löst, diesen aus der Schüssel nehmen und auf dem Tisch kräftig kneten, bis er nicht mehr an den Fingern klebt und schön glatt ist. Zurück in die Schüssel, mit einem sauberen Tuch bedecken und an einem warmen Ort ums Doppelte aufgehen lassen. Je nach Temperatur dauert das 1,5 bis 2 Stunden.
Den Teig nach dem Aufgehen in 12 gleich grosse Stücke teilen, aus jedem Stück eine Kugel rollen. Mit der Schere ein Schweizer Kreuz obendrauf schneiden. Alle Weggen auf ein mit Backfolie ausgelegtes Kuchenblech setzen, mit Eigelb oder Milch bestreichen und in den kalten Ofen schieben. Ofen auf 220 Grad einschalten und die Weggen rund 35 bis 40 Minuten backen. Auskühlen lassen und dann das traditionelle Fähnli reinstecken.


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  • zorra
    1. August 2012 at 12:09

    Grüezi, da krieg ich ja fast ein bisschen Heimweh. Die 1. Augustweggen habe ich natürlich auch schon gebacken. Schönen Feiertag dir!

  • Bachbummele
    1. August 2012 at 14:28

    Sehr stimmig, wie du den schön geratenen 1.August-Weggen präsentierst. Darf ich das Foto verwenden, um Heimwehschweizern im Ausland einen Gruss zu schicken? ( selbstverständlich mit Quellenangabe )

  • Ti saluto Ticino
    1. August 2012 at 15:16

    Wenn ich Exil-Schweizerin wäre, würde ich jetzt die Taschentücher auspacken, aber ich bin ja ein Elsässerli und nur manchmal ein Tessinerli 😉

  • Wilde Henne
    1. August 2012 at 15:33

    @Zorra
    Wir brätlen heute noch eine Cervelat, trinken ein Bier dazu und bubelen einen Zuckerstock ab – soviel Tradition darf sein. Aber Nationalhymne singen wir nicht und eine der vielen Reden brauche ich auch nicht und eine Fahne habe ich – ausser auf dem Weggen – auch nicht gehisst. 😉
    @Bachbummele
    Danke fürs Kompliment und fürs Fragen – als Grusskarte darfst Du das Foto gerne verwenden (mit Quellenangabe).
    @Tessinerli
    Also die Tessinerli gehören sowieso dazu und die Elsässerli sind gerne gesehene Gäste 🙂

  • kegala
    1. August 2012 at 16:41

    schöne Idee mit dem Weggen, den Feiertag zu beginnen 🙂
    und traditionell präsentiert, super!

    Lieben Gruß
    Gaby

  • Verboten gut !
    1. August 2012 at 20:10

    Ich wünsche Dir einen wunderschönen Nationalfeiertag,
    leider kann ich ihn nicht mitfeiern, aber n gedanken war/bin Ich bei Euch.

    Genieß die Weggen … Liebe Grüße Kerstin

  • duni
    1. August 2012 at 22:42

    Begleitete gestern meine Schwester nach Zürich zum Arbeiten, dort kaufte sie beim Bäcker als Brotzeit auch so ein Weckerl. Heute Abend konnten wir in Konstanz das Feuerwerk von Kreuzlingen rüber hören.

  • Anonym
    1. August 2012 at 22:49

    Fein sieht er aus, Dein 1.-August-Wecken!
    Dein Anflug von Patriotismus hat mich dazu gebracht, den Schweizertest beim "Bund" mitzumachen – 85%, und das als Schwäbin. Berge kann ich halt nicht so gut…

    Ansonsten musste ich heute arbeiten. (Der 3. Oktober ist übrigens ein doofes Datum für einen Nationalfeiertag, schwimmen gehn kann man da nicht mehr unbedingt, und Würste grillen auch nicht.)

    twocents

  • Wilde Henne
    1. August 2012 at 23:36

    @Gaby
    Wenn schon 1.-August-Weggen, dann machen wir gleich eine richtige CH-Präsentation draus.
    @Kerstin
    Ich würde Dir ja gerne so einen Weggen in den Norden schicken, aber bis der bei Dir ankommt, ist er staubtrocken.
    @Duni
    Der Weggen gehört einfach dazu – wie das Feuerwerkgeballer auch. Obwohl ich könnte auf die Knallerei gut verzichten. Ein Zuckerstock reicht mir.
    @Twocents
    Boah, 85%? Ey, Du bist echt super. Hab den Test soeben auch gemacht, ich kam «nur» auf 82% – und das, wo ich von mir eigentlich behaupte, ein sehr gutes Allgemeinwissen zu haben. Aber den Test fand ich wirklich schwierig.
    Falls noch jemand dazu Lust hat, hier der Link zum Quiz:
    derbund.ch/schweiz/standard/Wie-gut-kennen-Sie-die-Schweiz/story/24248470

  • pimpimella
    4. August 2012 at 17:23

    Die sind ja wunderschön!