Fleisch/ Gemüse/ Salat

Fast bisschen ein politischer Cervelat-Salat

So, der Sommer ist definitiv da – und zum Sommer in der Schweiz gehört die Cervelat (Richtung Zürich auch der Cervelat genannt – aber das zählt nicht ;-)). Also die Cervelat, das ist so eine Sache. Denn ab dem Jahr 2006 begann ein Drama, das darin gipfelte, dass es um ein Haar die Cervelat nicht mehr gegeben hätte. Weil unsere Schweizer Nationalwurst steckt in einem brasilianischen Rinderdarm. Das hat Tradition. Und nun wird es politisch. Denn wegen des EU-Importverbotes für brasilianisches Gedärm, drohte unserer Cervelat das Ende. Obwohl die Schweiz ja nicht in der EU ist, ist sie im Rahmen der Bilateralen Verträge trotzdem von Importverboten betroffen. Also das ist alles ziemlich kompliziert, aber hierzulande drehte man die letzten Jahre fast durch. Man sah den Sommer per se quasi dem Untergang geweiht, weil die Darmvorräte langsam ausgingen. Im allerletzten Moment, also praktisch kurz bevor der letzte brasilianische Schlauch mit Wurstmasse gefüllt wurde, befanden unsere hiesigen Metzgermeister, dass auch Gedärm aus Uruguay passen könnte.
Wer sich für das Cervelat-Drama im Detail interessiert, kann das hier und hier und hier  und die Rettung hier nachlesen.
Jetzt noch ein paar Worte zur Zubereitung der Cervelat. Die beste Art, eine Cervelat zuzubereiten, ist, sie an den Enden kreuzweise einzuschneiden, auf einen zugespitzten, grünen Hasel- oder Weidestecken zu spiessen, irgendwo draussen in der Natur ein Feuer zu schüren und die Cervelat über der Glut zu grillen. Achtung: in diesem Fall wird die Cervelat nicht abgeschält, der «uruguayische» Darm bleibt dran – unbedingt! Das hat bereits der Muger schon hinreichend erklärt. Wer jetzt bei dieser Art der Zubereitung noch ein Gewässer in der Nähe hat, in dem er ab und an die Füsse baden kann, hat das Nirwana quasi erreicht 😉

Dann gibt es die Variante zuhause auf dem Grill. Dazu schneidet man die Cervelat nicht an den Enden, sondern oben und unten gitterförmig ein – auch hier bleibt die Haut dran. Dann wird die Cervelat auf den Grillrost gelegt und beidseitig knusprig gebraten. Die Version ist die Vorstufe zum Nirwana – also auch ganz nett.


Und dann gibt es noch den im Titel erwähnten Cervelat-Salat. Tja, und da scheiden sich die Geister eben auch wieder. Also klassisch ist ja die Version Wurst-Käse-Salat: Cervelat, Greyerzer Käse, Zwiebeln und Essiggurken. Brauche ich hier nicht aufzutischen, mein Hühnerstall findet das langweilig. Meine heutige Variante ist mit viel Gemüsezeugs drin.

Rezept für 3 Personen
5 Cervelats
1 Stück Salatgurke, ungeschält, Kerne entfernt
2 Tomaten
1 orange Peperoni
1 Handvoll Radiesli
1 Frühlingszwiebel
1/2 normale Zwiebel
1 Handvoll gehackte Petersilie

Sauce
1/2 EL Senf
1 EL Mayonnaise
Salz, Pfeffer
Weissweinessig
Rapsöl

Aus den Saucenzutaten eine Sauce rühren. Die halbe Zwiebel ganz fein hacken, die Frühlingszwiebel in feine Ringe schneiden. Gurke, Peperoni und Tomaten würfeln, Radiesli halbieren und in feine Scheibchen schneiden. Cervelats aus dem urugayischen Darm häuten, halbieren und ebenfalls in max. 5 mm dicke Scheibchen schneiden. Alles mit der Sauce und der gehackten Petersilie vermischen.
Bei uns gab es den Cervelat-Salat heute auf einer Unterlage aus Eisbergsalat und dazu ein paar gebratene Frühkartoffeln.
Ein Bier wäre sehr gut gewesen dazu – wenn jetzt statt Montag Mittag Freitag Abend gewesen wäre, wäre das Bier eine Option gewesen. So gab es Wasser und Holunderblütensirup.

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  • zorra
    18. Juni 2012 at 14:15

    Oh da machst du mir aber Gluscht auf einen Cervelat. Einen hast du gesehen? 😉

  • Verboten gut !
    18. Juni 2012 at 15:16

    Tztz das Mittagessen viel heute flach … hier bekommt man Megaappetit … Ich geh jetzt bevor Ich noch den Bildschirm ableck *-*

    LG Kerstin

  • kegala
    18. Juni 2012 at 18:16

    was für die Schweizer die Cervelat … ist für die Schwarzwälder die Fleischwurst, die allerdings nicht ganz so dick ist, wie Eure Cervelat.
    Die Zubereitungen gleichen sich wieder 🙂

    Dein Salat ist ein idealer Sommerbegleiter.
    Liebe Grüße
    Gaby

  • Anonym
    18. Juni 2012 at 19:56

    Gut, dass eure Metzger auf die Ide mit den uruguayanischen (?) Därmen kamen! Den Rindviechern wird'd egal gewesen sein, wo sie zuletzt geweidet haben.

    Hier in Bayern ist's übrigens die Regensburger, die in den Wurstsalat gehört.
    Und aus Schwaben kenn' ich die Lumpensupp' – Wurstsalat aus relativ frischer (noch weicber) Blutwurst, mit (Lauch)Zwiebeln und Senfvinaigrette. Im Original ist Rotschmierkäse mit drin – de ersetze ich allerdings durch Tomaten.

    Zum Wurstgrillen fällt mir alerdings nichts ein 😉

    twocents

  • Sybille
    18. Juni 2012 at 21:08

    Spaßig…bei uns ist Cervelat eine feine Salami.
    Mit "eurer Cervelat" sprich unserer Fleischwurst hatte ich gerade einen Wurstsalat im Biergarten. Bei Hitze gibts nicht viel was besser schmeckt. LG

  • Wilde Henne
    18. Juni 2012 at 22:31

    @Zorra
    Iiiihhh, dass Du es wagst… Das hier ist bernisches Hoheitsgebiet! ;-))
    @Kerstin
    Nicht lecken, das gibt so ein Geschmiere auf dem Mattscheibe 😉
    @Gaby
    Ist die Fleischwurst von der Konsistenz her gesehen nicht einiges feiner als unsere Cervelat? Also mehr so wie eine Lyoner?
    @Twocents
    Ich habe ja mal ein paar Jahre in Franken gelebt, in der Nähe von Nürnberg. Dort gab es die Stadtwurst, die war vom Geschmack und von der Konsistenz her einer Cervelat sehr ähnlich. Die Grösse war aber ganz anders, die Stadtwurst ist etwa dreimal so lang wie eine Cervelat, im Ring und einen Tick dünner. Meine Ex-Schwimu hat damit auch immer nen Wurstsalat gemacht – mit Zwiebeln, Gurken und so. Das hiess dann «Stadtwurst mit Musik». Die Stadtwurst hatte ich manchmal in Ermangelung einer echten Cervelat auch gegrillt.
    @Sybille
    Ein Biergarten ist quasi die natürliche Umgebung eines Wurstsalats, nur dort wird er eigentlich artgerecht gehalten ;-))

    • kegala
      21. Juni 2012 at 06:49

      Liebe Henne, beim nächsten Schweizer Besuch, werde ich mir Eure Cervelat anschauen.
      Es ist wohl schon so, wie Du sagst, dass unsere Fleischwurst der Lyoner ähnelt.
      Liebe Grüße
      Gaby

  • Aus meinem Kochtopf
    19. Juni 2012 at 04:13

    Wieder was gelernt.
    Bei uns ist Cervelat auch so eine Art Salami. Und ich wusste gar nicht, dass das so eine Art Nationalwurst der Schweizer ist.
    Was nun die Därme angeht, in denen die Wurst steckt: ein ähnlich politisches Drama hat die Presse hier für die Nürnberger Bratwürste aus dem Hut gezaubert.
    Die stecken nämlich in Schafsdärmen und die kommen teilweise aus dem Iran.
    Was politisch irgendwie auch nicht korrekt ist….

    Mit leckerem Gruß, Peter

  • Wilde Henne
    19. Juni 2012 at 22:35

    @Peter
    Uiii, aus dem Iran – das ist politisch natürlich brisant… 😉

  • Anonym
    3. Juni 2013 at 09:17

    Erstaunlich, diese Wurst. Bis vor einer Woche wusste ich nicht, was es war. Als ich letztes Wochenende in Genf weilte, brach meine badisch-stämkmige Freundin im Migros fast in Tränen aus, als sie die Cervelas sah. Das wäre die beste, tollste, niederknieungswürdigste Wurst auf dem Erdball und sie müsste gaanz viel kaufen und auf der Stelle sofort eine essen und wir anderen sollte auch reinbeißen und irgendwie drehten es sich 2 Tage immer wieder um diese etwas unscheinbar aussehende Wurst. Sie war lecker, meine entwöhnte Freundin, die auch in Hamburg lebt, meinte, der Geschmack sei eben wir von süddeutscher Fleischwurst. (eine bessere Beschreibung hätten wir anderen beiden Nordlichter wohl nicht verstanden). Naja, sie war sehr gut. Absolut. Aber wir hatten sie nur mit scharfem Senf und leider nicht gegrillt…. Am Sommer besuchen wir meine Freundin wieder in Genf. Dann werden wir das nachholen. Liebe Grüße!

  • Anonym
    25. Juni 2013 at 11:22

    Peperoni und Tomate drin…da hesch doch scho verlore.

  • Wilde Henne
    30. Juni 2013 at 15:48

    @Mittagbeimutti
    Wenn ich eine gewisse Zeit im Ausland bin, habe ich plötzlich eine unbändige Lust auf eine gebratene Cervelat. Ich kann Deine Freundin also gut verstehen. Und was meinst Du, was wir meinen Eltern, die in Frankreich lebten, immer mitbringen mussten? Jawoll, Cervelats!
    @Anonym
    Mach doch Essiggurke und Käse rein – kein Mensch zwingt Dich zu Peperoni und Tomate. Und unterschreib doch bitte das nächste Mal mit einem Namen. Anonyme Kommentare mag ich nicht!